Geschichte

Prähistorisch

Was heute kaum einer weiß: bereits in den 20er Jahren wurde beim SV 03 Tübingen Hockey gespielt. Leider ging diese Tradition wieder verloren und zwischen den ersten Pionieren und unserem heutigen Vereinsleben gibt es keinerlei Verbindung. In unserer Nachbarstadt Reutlingen dagegen existierte einige Zeit eine Hockeyabteilung im SSV Reutlingen. Deren Ausläufer finden sich nach ihrer Auflösung teilweise in unserem HCT wieder.

Antike

Erst Anfang der 80er Jahre regt sich wieder etwas in Hockey-Tübingen. Der Sportstudent Klaus Nowak betreut ab 1979 beim SV 03 eine Jugendmannschaft. Die spielt Hockey aus Spass und als Freizeitsport und nimmt nicht am offiziellen Spielbetrieb in Württemberg teil. Das ist überhaupt nicht abwertend gemeint. Wir werden später sehen, dass der HCT gerade hier immer seine Stärken hat. Ab 1981 leitet Florian Müller, Sportlehrer in Tübingen und Übungsleiter der früheren Hockeyabteilung des SSV Reutlingen, das Hockeytraining im SV 03 Tübingen und gründet ebenfalls eine Hockey-AG am Kepler-Gymnasium. Um den Sport in der Stadt wieder bekannter zu machen, organisieren die aktiven Hockeyspieler des SV 03 in der Hallensaison 1982/83 ein Demonstrationsspiel zwischen dem damaligen Bundesligisten HTC Stuttgarter Kickers und dem Regionalligisten HC Ludwigsburg. In den Folgejahren finden einige ehemalige Jugendspieler der aufgelösten Hockeyabteilung des SSV Reutlingen den Weg nach Tübingen und verstärken die hiesige Manschaft. Die Verbindung zwischen Reutlingen und Tübingen wird für den HCT prägend bleiben und führt später auch immer wieder mal zu mehr oder weniger ernsten Diskussionen, ob man denn nun ein HCT oder ein HCR sei.  In der Hallensaison 1983/84 organisiert der SV 03 das erste Tübinger Hallenhockeyturnier, dem in regelmäßigen Abständen weitere folgen werden. Die Herrenmannschaft des SV 03 nimmt am württembergischen Hallenwettbewerb teil und wird im ersten Jahr in der 3. Verbandsliga – der untersten Spielklasse – Meister und steigt in die 2. Verbandsliga auf. Das gleiche Kunststück wiederholt die Mannschaft 1984 auch auf dem Feld und spielt fortan in der 1. Verbandsliga Württemberg. Auch hier kann der geneigte Leser schon erste Vorzeichen erkennen. Bis heute gehört der HCT nie zu den schwächsten Vereinen, wird aber auch nie über einen längeren Zeitraum hinweg auf deutlich höherem Niveau spielen. Von den folgenden Angaben zur Spielklasse der jeweiligen Manschaften darf man sich nicht verwirren lassen. Zum Einen die Unterscheidung zwischen Feld- und Hallenwettbewerb, zum anderen immer wieder vorkommende Umstrukturierungen in den unteren Ligen, inklusive der Vereinigung der badischen und württembergischen Verbände und Ligen im Jahr 1996, sorgen auch beim Kenner sicher für Verwirrung.

Frühes Mittelalter

1984 kommt dann aus unserer heutigen Sicht die große Stunde: Der Hockey Club Tübingen kommt am 01. Juli zur Welt. Wie an vielen anderen Orten auch, vermuteten unsere Gründungsväter (allzu viele Mütter gab es anscheinend nicht, das sollte sich erst später ändern), dass die Randsportart Hockey außerhalb eines Großvereins mit dominierender Fußballabteilung besser und einfacher zu organiseren ist. Womit sie anscheinend Recht haben sollten, jedenfalls wenn man die folgende Entwicklung betrachtet. Erster Vorsitzender wird Volker Wiesmann. In der folgenden Hallensaison 1984/85 veranstaltet nicht mehr die Hockeyabteilung des SV 03, sondern der HC Tübingen sein erstes, für Tübingen jedoch bereits das 2. Hallenhockeyturnier. Der Verein nimmt mit zwei Herrenmannschaften und einer männlichen Jugend-A am Hallenspielbetrieb teil. Die 1. Herrenmannschaft wird wieder Meister und steigt in die 1. Verbandsliga Halle (Württemberg) auf. 1985/86 ist das Hockeyspielen in Tübingen schwierig. Ein brauchbarer Hockeyplatz, ohne allzu tiefe Löcher im Acker, steht für den Punktspielbetrieb nicht zur Verfügung. So werden fast alle Heimspiele der Tübinger in Böblingen beim größeren Hockeynachbarn SV Böblingen ausgetragen. Vielleicht aufgrund der fehlenden Unterstützung durch die heimischen Fans müssen die Herren in die 2. Verbandsliga Feld absteigen. Seit 1986 steht dann der neue Kunstrasen in Kilchberg zur Verfügung, womit der HCT eine echte Heimstatt in Tübingen bekommt. Natürlich ist es nicht der eigene Platz und es gibt kein Clubhaus und keinen Swimming Pool, aber es ist DER Platz wo bis 2008 trainiert und gespielt wird. Ab 1987 trainiert Ewald Gehrmann die Mannschaft des HCT. Zum damaligen Zeitpunkt ist Ewald aktiver Torhüter der Bundesligamannschaft der Stuttgarter Kickers, wo er bis heute als gelegentlicher Spieler und im Marketing aktiv ist. 1988 nimmt der HCT gemeinsam mit der Silcherschule am Kooperationsmodell Schule-Verein des Württembergischen Landessportbundes teil. Zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits eine aktive Jugendarbeit und immer wieder werden einzelne Mannschaften im männlichen Bereich für den offiziellen Spielbetrieb gemeldet oder nehmen an einzelnen Freundschaftsturnieren in Baden-Württemberg teil. 1989 gelingt dem HCT dann der große Coup, die Herren werden für eine Sasison vom aktiven Nationalspieler Harald Brandenstein trainiert. Harald kommt wie sein Vorgänger Ewald aus Stuttgart und studiert zu dieser Zeit in Tübingen. Später wird ihm sein Heimatverein eine sportliche Aufgabe in Stuttgart anbieten, die er dann auch übernimmt. Heute ist Harald Präsident des HTC Stuttgarter Kickers. In der folgenden Hallenspielzeit tritt der HCT mit gleich 3 Herrenteams an, bis heute ein Spitzenwert.

Hohes Mittelalter

Mit Beginn der 90er Jahre wird Wolfgang Schöbel neuer Vorsitzender des HCT (1990) und die Mannschaft steigt in der Feldrunde wiederum in die 1. Verbandsliga auf. ‚Doc‘ Schöbel wird sein Amt bis weit ins 21. Jahrhundert bekleiden und blieb dem Club lange als Spieler und Schiedsrichter verbunden. Erst mit dem endgültigen beruflichen Abschied aus Tübingen sieht man ihn seltener. 1991 übernimmt Dieter Lutz als angestellter Trainer die Betreuung der Mannschaft und das Ziel, den Klassenerhalt in der 1. Verbandsliga Feld zu schaffen. Der gelingt auch gleich dreimal hintereinander, zweimal mit, einmal ohne Dieter Lutz, der den HCT bereits 1993 wieder verläßt. 1995 muss die Mannschaft dann auf dem Feld doch wieder den Weg nach unten, erst mal in die 2. Verbandsliga Württemberg antreten. Dafür hat der Club inzwischen 100 Mitglieder und neben der Herrenmannschaft nehmen 3 Jugendmannschaften am württembergischen Spielbetrieb auf dem Feld teil. Die folgenden Jahre sind weniger von sportlichen Erfolgen der männlichen Erwachsenen als vielmehr durch eine konstante Jugendarbeit und stetes Wachstum geprägt. Der Verein ist bis heute niemals zahlenmäßig ‚explodiert‘, aber immer einen kleinen Schritt weiter gegangen. Dem bedauerlichen Abstieg der Herren bis in die 3. Verbandsliga Feld im Jahr 1998, jetzt allerdings schon die 3. Verbandsliga BADEN-WÜRTTEMBERG, folgte am 11. Mai 1999 der erste Sieg der aus der Jugend hervorgegangenen ersten Damenmannschaft des HCT. Ihr Punktspiel gegen die Damen des TSV Riederich gewinnt das Team mit 2:0. Seit diesem historischen Datum hat der HCT in jedem Jahr wenigstens eine Damenmannschaft auf dem Feld und in der Halle für die baden-württembergischen Wettbewerbe melden können. Ebenfalls 1999 geht es dann auch für die Herren erst mal wieder bergauf. Unter dem neuen Trainer Dirk Neubauer, der zuvor schon die Knaben A und die männliche Jugend A des HCT trainierte, gelingt dem HCT gleich der Wiederaufstieg in die 2. Verbandsliga.

Zeitalter der Entdeckungen

Die gleichzeitigen Erfolge von Damen und Herren kommen zur rechten Zeit, der HCT feiert 1999 seinen 15. Geburtstag. Wie es sich für einen Teenager gehört, mit einem Hallenturnier inklusive legendärer Turnierparty. Zum internationalen Teilnehmerfeld gehört neben dem HC Luzern auch die U-21 Nationalmannschaft der Schweiz. Die ersten im HCT groß gewordenen Jugendlichen werden langsam selbst erwachsen. So wird in den folgenden Jahren Ralph Kühnel, der jüngere aber längere Teil der Kühnel-Brothers, den Jugendbereich des Clubs erfolgreich führen. 2001 übernimmt mit Friederike Hoffmann eine ehemalige Jugendnationalspielerin vom Club Raffelberg in Duisburg als Spielertrainerin die Damenmannschaft. Das Pendeln zwischen Duisburg und Tübingen bleibt ihr erspart, sie ist zur Ausbildung in Tübingen und wird wie viele andere während ihrer Zeit hier einen wichtigen Beitrag zum gemeinsamen Vereinsleben leisten. Ende 2002 verlässt Dirk Neubauer den Verein, um in Böblingen noch einmal als aktiver Spieler in der Regionalliga anzutreten. Nicht ohne Erfolg, beim größeren Hockeynachbarn wird er schließlich Torschützenkönig. In Tübingen übernimmt Kevin Straub bei den Herren das Trainingsgeschäft. Gerade 18-jährig hält er das Team im Ligabetrieb in der Spur. Die Herrenmannschaft spielt auf dem Feld in der 2. Verbandsliga Baden-Württemberg und in der Halle mit zwei Mannschaften in der 3. bzw. 5. Verbandsliga. Daran wird sich bis heute mit einer kurzen Ausnahme nichts ändern. In der Hallensaison 2003/2004 übernimmt Marc Himmelbach zunächst alleine das Training der Herren, ab Frühjahr 2004 dann als Co-Trainer gemeinsam mit Dirk Poff. Dirk beweist ein glückliches Händchen und bereits 2005 gelingt der Aufstieg in die 1. Verbandsliga Baden-Württemberg. Dazwischen liegt das Jubiläumsturnier zum 20. Geburtstag: 2 Hallen, 2 Tage, gefühlte 2000 Stunden Hockey, Spass, Begeisterung. Uwe Kaltenmark, das bisher hier noch gar nicht richtig genannte Rückgrat des Vereins, organisiert und führt auch diese Riesenveranstaltung mit beeindruckender Routine. Schließlich gelingt ihm beim Partyabend die Zusammenführung seiner zwei Leben: Seine Band, die „Highways“ treten am Turnierabend auf und rocken die Bude.

Hoffnungsvolle Gegenwart

Das Gastspiel der Herren in der 1. Verbandsliga bleibt ein solches, die Mannschaft steigt gleich wieder ab. In der 2. Verbandsliga gehört das Team jedoch kontinuierlich zur besseren Hälfte, spielt eigentlich immer um den Aufstieg mit und scheitert 2007/2008 denkbar knapp: die Mannschaft wird Zweiter hinter dem punktgleichen HC Konstanz, der aber eine um 3 Treffer bessere Tordifferenz aufweisen kann. Das war nicht zuletzt der Verdienst von Dirk Holthausen, Spieler und Trainer aus Neuss am Niederrhein, der 2 Jahre als ‚Holz‘ ein starkes Training geleitet hat und nicht nur auf dem Feld sondern auch in der Halle nur denkbar knapp den Aufstieg verpasst hat. Holz lebt inzwischen in Ulm und lässt fleissig Brücken und Tunnel bauen. Bei den Damen tut sich in der Zwischenzeit auch einiges. Nachdem Fritzi Hoffmann den Verein berufsbedingt verlassen musste, übernahm Marc Himmelbach von 2004 bis zum Sommer 2006 das Damentraining. Ohne jeden Zweifel stand in dieser Zeit der Spass immer im Vordergrund, große Erfolge gab es nicht zu berichten. Ab Sommer 2006 übernehmen dann Sebastian Duda und Holger Krähmer die Damen, die sich nun vor allem auch sportlich mehr als positiv entwickeln. In der Hallensaison 2007/2008 scheitern sie noch mit nur einem Sieg zuwenig am Aufstieg, um den dann aber gleich ein Jahr später feiern zu können. Noch dazu wurden 2008/2009 zum ersten mal zwei Damenmannschaften für die Hallenspielzeit gemeldet. Anfang 2008 übernehmen Kevin Straub und Mandy Hahn die Leitung des Jugendbereichs vom bisherigen Jugendleiter Ralph Kühnel, der für seine Lehrerausbildung nach Ravensburg geht. Ein deutlicher Anstieg der Zahl der Übungsleiter geht einher mit einer größeren Anzahl von Jugendmannschaften – 6 sind es in der Feldsaison des Jahres 2009 – insbesondere das sehr junge Team von Philip Richter macht von sich reden, inzwischen sind die Jungs auch schon eine Knaben B Mannschaft. Insgesamt ist von den Minis an fast jede Altersstufe vertreten, wenn auch nicht immer mit einer eigenen Wettbewerbsmannschaft.

Ende 2007 erreicht die Mitgliederzahl des HCT erstmals die magische Zahl 200. Im Zuge einer großen Umgestaltung des Vereinsvorstandes im Jahr 2006 verlassen einige verdiente Menschen ihre Posten und andere rücken nach. Wolfgang Schöbel ist nicht mehr Vereinspräsident, ihm folgt mit Jürgen Lück DER Hockeyspieler der Ostalb schlechthin. Heino Abel gibt das Schiedsrichterwesen an Ulrike Schmidt ab. Weihnachtsmarktzeremonienmeister Albrecht ‚Ali‘ Weidle als zweiter Vorsitzender wird von Uwe Kaltenmark beerbt, der die Position des sportlichen Leiters an Dirk Poff weiterreicht. Unverändert bleibt die ewige Position des Kassierers Thomas Heck, stets von beeindruckend ruhigem Wesen. Die zweite wichtige strukturelle Änderung der letzten Jahre war ohne Zweifel der Umzug vom Kunstrasen Kilchberg auf den neuen Kunstrasen an der Jahnallee im Jahr 2008. Zwar ist der Boden bei weitem nicht ideal für das Hockeyspiel, aber der Platz ist extrem gut an die Innenstadt angebunden in einer wunderbaren Umgebung. So finden unsere Heimspiele an einem sonnigen Wochenende inzwischen auch ohne große Werbung ihre Zuschauer, die sich beim Spaziergang plötzlich für Hockey interessieren. Im Trainingsbetrieb kommt ab April 2009 die jüngste Erweiterung hinzu: Eltern- und Freizeithockey. Unter der Leitung von Jürgen Lück schließt sich hier eine lange bestehende Lücke und plötzlich fanden sich an einem gut besuchten Mittwochabend insgesamt knapp 50 aktive Hockeyspieler aus Damen-, Herren-, und Freizeitmannschaft in der Jahnallee auf einem Platz wieder.

Vor allem die Damenmannschaft mit Trainer Sebastian Duda entwickelt sich immer mehr zum neuen Glanzstück des Vereins. Nach gleich mehreren Aufstiegen spielen nun zwei Mannschaften in der Halle in der 1. und 2. Verbandsliga und eine Mannschaft auf dem Feld in der 1. Verbandsliga. Sowohl auf dem Feld als auch in der Halle spielen damit die Damen zum ersten mal seit dem Bestehen ihrer Mannschaft in höheren Spielklassen als die Herren. Letztere scheitern immer wieder knapp am Aufstieg. Mal fehlen drei Punkte, mal fünf Tore. Daran ändert auch der Einsatz von Philip Richter als Spielertrainer von Ende 2009 bis Herbst 2010 nichts. Mit Beginn der Feldsaison 2010/2010 wird Sebastian Duda nun auch Herrentrainer gemeinsam mit Anna Fischer. Anna, die in Tübingen Medizin studiert, kam ursprünglich ’nur‘ als Spielerin zum Verein. Innerhalb kurzer Zeit engagiert sie sich aber als Jugendtrainerin, wird dann als Jugendleiterin Nachfolgerin von Mandy Hahn, und schließlich … Herrentrainerin. Auch der Vorstand erfährt im Jahr 2010 eine einschneidende Veränderung. Uwe Kaltenmark wird Privatier. Nach über 20 Jahren aktiver Vereinsarbeit zieht er sich aus dem Tagesgeschäft zurück und wird graue Eminenz im Hintergrund. Nach wie vor steht er mit Rat und Tat zur Seite, muss aber nicht mehr jeden Tag alle emails beantworten. Nachfolger als 2. Vorsitzender wird Marc Himmelbach, dem wiederum Paul Schweitzer-Martin als Medienreferent nachfolgt.

Jetzt, Ende 2010, sind die Mitgliederzahlen leicht rückläufig und die Herrenmannschaft steht vor einem Generationenwechsel. Wie in jedem ordentlichen, kleinen Sportverein werden Trainer und Betreuer dringend gesucht. Aber vor und über allem anderen … Spass macht es immer noch, immer wieder und immer weiter.